Kategorie: <span>Sudamericana 2016/17</span>

Zu den Mennoniten in Fernheim

aus dem Tagebuch von Maria:

Villamontes 29.01.17

Wie auf Seide rollt der Brujito in Richtung Villamontes. Drei Zahlstellen, zweimal spannt die Polizei eine Schnur über die Strasse und das heisst für uns, die Einfuhrbestätigung unseres Fahrzeugs wird kontrolliert und abgestempelt.

Im Hotel San Francisco dürfen wir in den Innenhof fahren und übernachten.

Zum Znacht gibts Saltenas, die bolivianische Empanada Variante, dazu Marsano Tomaten, eine rote Zwiebel und Rotwein.

Schweisstreibende Hitze. Auf dem Nachbarsgrundstück steigt eine Party. Guet Nacht am Sächsi.

Villamontes 30.1.2017

Bis Nachts um drei Uhr dudelt die Musik. Als endlich Ruhe herrscht kann ich erst recht nicht mehr schlafen. Dafür lese ich mein Buch fast zu Ende.

Am Morgen nochmals über den Campesino-Markt.

Ganze Rinderviertel sind zu kaufen, es gibt Kroko-Haut, Chicha-Bier und natürlich Coca, frisch geklopft. Nochmals tauche ich ein und freue mich am bolivianischen Markt. Morgen gehts nach Paraguay.

Paraguay, La Patria 31.1.2017

Zusammenräumen, Brujito startklar machen. Abfahrt. Auf dem Markt noch Pancitos kaufen. Hier wurde gestern am helllichten Tag ein Mann überfallen und weil er sich wehrte, die Kehle durchgeschnitten. Das ist das andere Bolivien.

Wir fahren in Richtung Paraguay. Die Strasse ist streckenweise asphaltiert, dann wieder übles Ripio. Bei einer Militärkontrolle möchte ein Soldat in den Brujito schauen. Natürlich, gern. Er wollte nur schauen ob wir Platz für zwei Mitreisende haben. Also haben wir bis zur Grenze zwei Passagiere, zwei junge Leute.

Am Grenzposten ist gerade Almuerzo-Zeit und niemand im Büro. Wir klopfen an verschiedene Türen bis jemand erscheint. Unkompliziert reisen wir aus Bolivien aus und in Paraguay ein. Keine Kontrolle, nichts, nicht einmal der Brujito interessiert sie.

Danach gehts weiter, die erste Strecke Ripio gemischt, dann wieder ein schönes Stück Asphalt. In La Patria stellen wir uns neben der Tankstelle in den Schatten der Bäume. Güsel wohin man sieht. Schade.

Filadelfia 1.2.2017

Die Hitze lässt mich nicht schlafen. Stunde um Stunde schwitze ich vor mich hin und es wird einfach nicht kühler.

220km sind es noch nach Filadelfia. Viereinhalb Stunden brauchen wir. Es ist die übelste Strecke in unserer Reisechronik.

Wir mühlen uns durch ausgehöhlte Asphaltreste, mit Erdstaub gefüllte tiefe Fahrrinnen, werden von entgegenkommenden Fahrzeugen mit Dreck so zugedeckt dass der Scheibenwischer laufen muss. Zwischendurch, als Zückerli, wieder ein paar Kilometer neuer Asphalt.

In Filadelfia stellen wir den Brujito in den Baumschatten vom Hotel Florida.

Herrlich! Bano, Dusche, Elektrisch, Pool, alles da. Vor dem Schlafen tauche ich nochmals ins Wasser.

 

Filadelfia 2.2.2017

Trotz des üppigen Znacht, gut geschlafen. Zmörgele mit mennonitischem Boursin und Salame picante.

Filadelfia, ehemals Fernheim, wurde von russischen, deutschsprachigen Mennoniten gegründet, die vor bald hundert Jahren hierher emigriert sind. Es ist eindrücklich wieviele blonde, hellhäutige Leute es hier mitten im Indio-Land gibt. Der Ort ist grosszügig angelegt, auffallend sauber und gut organisiert. Im Supermarkt gibt es sogar ein Wandregal um den Töffhelm abzulegen.

Im Museum wird uns einiges über die Einwanderung und Anfänge erzählt.

Den Nachmittag verbringen wir im Pool…im Schatten…im Pool… im Schatten…usw

 


Paraguay

Die Trans-Chaco ( 800 km von Bolivien bis Asuncion )………. absolut schlechteste Strasse bis heute

 


Aktuelle Reiseroute


Durch den bolivianischen Chaco

 

Wir wollen weiter in den Süden, Richtung Paraguay. Der bolivianische Chaco ist stark gebirgig, bewaldet, liegt zwischen 1500 und 2400m und ist sehr spärlich besiedelt. Auf unseren über 300km durch die Berge haben wir keine 20 Autos angetroffen. Wegen dem schlechten Wetter sind wir vorsichtig, wir nehmen uns 3 Tage Zeit und fahren trotzdem mit durchschnittlich 25-30 kmh auf den Erd-, Schotter- und Sandpisten tagelang.

Nur keinen Platten oder eine andere Panne. Ab Padilla südwärts wird an einer neuen Strasse gebaut, es sind einige prekäre schlammige Baustellen, Bäche  und Pflotsch, 20-30cm tief und auf eigenes Risiko zu durchfahren. Augen zu und durch.

Doch wir haben Glück, wir erreichen endlich Camiri und geniessen das Rauschen der Pneu auf der geteerten Strasse.

Als erstes erhält unser Brujito eine Reinigung, grössere Schäden, mit Ausnahme wieder einmal der Einstiegsstufe , sind keine zu verzeichnen. Von Camiri folgen wir südwärts der Hauptstrasse und bei herrlichem Sonnenschein und gefühlten 40 Grad erreichen wir Villa Montes.

 


Ruta del Che

Von Valle Grande führt eine schmale Strasse, 65 km durchs Hochland, hinauf und hinunter, auf der Ruta del Che nach Higuera. Che wurde mit den letzten 16 Kämpfern in der Quebrada de Churos gefangen genommen.

Sie waren übermüdet, hungrig und mutlos, die Campesinos wollten sich nicht mit ihnen verbünden und das Ende war absehbar. Die Gefangenen wurden in die alte Schule von Higuera gebracht, und anderntags, am 9.10.1967 erschossen.

Die Leichen wurden zurück nach Valle Grande gebracht, in der Lavanderia aufgebahrt und zur Schau gestellt. Als Beweis wurden Che die Hände abgehackt und bei der Regierung aufbewahrt.

Danach wurden die Leichen verscharrt. 30 Jahre später hat ein ehemals Beteiligter den Ort verraten, in der Nähe des Flughafens, und darauf wurde nun ein Mausoleum errichtet.

Im Oktober 2017 wird anlässlich des 50. Todesjahres von Che ein riesen Fest-Programm durchgeführt. Die Bolivianer sind stolz auf ihren Che, da wird von Regierungsseite auch entsprechend agiert und investiert. Wir geniessen die absolute Einsamkeit und fahren weiter südwärts in den bolivianischen Chaco.


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